Warum du dein soziales Netzwerk auf allen Ebenen pflegen solltest
Was fällt dir ganz spontan bei der Bezeichnung „soziales Netzwerk“ ein? Die meisten Menschen denken dabei zuerst an Facebook & Co. Aber dies ist nur ein Teil deines Netzwerkes. Wenn überhaupt. Manche Menschen entscheiden sich ganz bewusst gegen Facebook & Co.
Dennoch haben diese Menschen natürlich auch ein soziales Netzwerk. Früher stand ein „soziales Netzwerk“ schlicht und einfach für eine Beziehung jeglicher Art zwischen Menschen. Diese Menschen kannten sich überwiegend persönlich. Es gab also persönliche Gespräche, Telefonate und Briefe. Viel mehr war da nicht. Heute ist die Welt eines Jeden viel größer geworden. Dies liegt hauptsächlich am Internet.
Durch ein soziales Netzwerk entsteht ein Gefühl der Geborgenheit und der Zugehörigkeit. Egal auf welcher Ebene: persönlich, telefonisch, brieflich, per Internet …
Ein soziales Netzwerk fördert deine Gesundheit
Dein soziales Netzwerk ist eine deiner wichtigsten Kraftquellen. Kraftquellen sind deine sogenannten Ressourcen. Aus ihnen kannst du bei Belastungen Kraft ziehen. Wenn etwas schiefgelaufen ist, sind Menschen für dich da. Sie kümmern sich um dich. Spenden dir Trost. Geben dir Ratschläge. Nehmen dich einfach nur in den Arm. Diese Menschen beschützen dich. Deswegen ist dein soziales Netzwerk so wichtig.
Der Psychoanalytiker René Spitz untersuchte das Verhalten von Heimkindern, die wenig Zuwendung erfuhren. Er fand heraus, dass diese in fast allen Entwicklungsbereichen zurückblieben. Näheres dazu findest du hier.
Dann gibt es da noch das Bindungshormon Oxytocin. Eigentlich wird es bei der Geburt und beim Stillen ausgeschüttet. Studien haben jedoch ergeben, dass es auch bei positiven zwischenmenschlichen Beziehungen ausgeschüttet wird. Dieses Hormon wirkt schmerzhemmend, d.h. du nimmst den Schmerz erst etwas später wahr. Ebenso hat es eine angst- und stresslösende Wirkung. Diese Eigenschaft ist in der heutigen Zeit besonders wichtig.
Sie stehen dir mit Rat und Tat zur Seite
Deine Mitmenschen sind dein soziales Netzwerk. Von ihnen erhältst du wichtige Infos und Hinweise. Dafür musst du nicht erst zehn Bücher lesen oder stundenlang im Internet surfen. Wenn dir deine Mitmenschen zur Seite stehen, kannst du deine Probleme deutlich leichter lösen. Und natürlich geben sie dir auch Unterstützung.
Hier ein Beispiel aus meinem Leben für praktische Unterstützung: Vor fast zehn Jahren habe ich meine Praxis eröffnet. Der Termin für den „Tag der offenen Tür“ stand schon seit Monaten. Und wie immer, wurde es mit der Zeit mal wieder knapp. Wir wurden einfach nicht fertig mit renovieren. Kurzerhand kam mein Schwager vorbei. Er ist von Ursprungsberuf Maler und Lackierer. Er hat dann die restlichen Räume fertigtapeziert. Und das, obwohl er gerade selbst zuhause am Renovieren war. Waren wir vielleicht froh über seine Hilfe!
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Wer kennt das nicht? Es ist grad mal wieder was Blödes, was Schlimmes, was Unangenehmes passiert. Was brauchst du nun? Unbedingt jemanden zum ausheulen. Meine ersten Anlaufstellen sind immer mein Mann oder meine Mama. Je nachdem, wer gerade gut erreichbar ist. Manchmal rufe ich sogar beide an. Dort kann ich mich aussprechen. Kann schimpfen. Kann mir Trost holen. Und mich vor allem wieder ermutigen lassen.
So eine Aussprache kann sehr erleichternd wirken. Es wird hier auch von sogenannten Puffereffekten gesprochen. Belastende Ereignisse können durch bestimmte Menschen in deinem Leben „abgepuffert“ werden.
Puffereffekte können aber auch von Menschen erzeugt werden, die sich nicht in deinem direkten Umfeld befinden. Wenn du z.B. in einen Rechtsstreit verwickelt bist, dann könnte dein Rechtsanwalt deinen Stress „abpuffern“.
Diese Beispielliste könnte ich endlos weiterführen. Aber ich bin mir sicher, du weißt genau, von was ich rede.
Kennst du schon mein Selbstcoaching-Tool „Emotionales Lebensrad“? Mache dir eine holistische (=ganzheitliche) Bestandsaufnahme von deinem Leben. Anhand dessen kannst du beginnen, dein Leben wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Auf gleicher Wellenlänge
Es ist schön, Menschen zu kennen, die sich auf der gleichen Wellenlänge befinden wie du selbst. Mit ihnen kannst du lachen, Spaß haben, aber auch mal ernst sein. Du kannst mit ihnen über wichtige Dinge in deinem Leben reden. Du kannst mit ihnen über die gleichen Witze lachen. Oder ihr braucht euch nur anzuschauen und du weißt genau, was der Andere denkt.
Das bedeutet, ihr habt die gleichen Vorstellungen, Ideale, Werte, Normen etc. Diese kannst du mit deinen Mitmenschen teilen.
Spannend daran ist, dass diese Wellenlängen auch in „Häppchen“ aufgeteilt werden können. Denn manchmal stimmt man nicht in allem überein, sondern nur in Teilbereichen. Bestimmt hast du auch Menschen in deinem Umfeld, mit denen du bestimmte Dinge machst. Vielleicht gehst du mit der einen Freundin schwimmen. Mit der anderen machst du zusammen eine Fortbildung. Vielleicht gehst du mit dem einen Paar gerne wandern. Oder mit dem anderen gehst du gerne essen. Mit dem einen sprichst du über Hunde, mit dem anderen über Kochrezepte. So kannst du das auf alle Bereiche deines Lebens übertragen.
Du erfährst Unterstützung bei deiner Arbeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind deine Arbeitskollegen und -kolleginnen als auch deine Vorgesetzten. Wie oft ist es dir schon passiert, dass du an einer Kleinigkeit gehangen hast? Und einfach nicht weitgekommen bist? Und wie oft hat dir schon ein netter Kollege dann weitergeholfen? Ein gutes Arbeitsklima ist wichtig für dein Wohlbefinden. Du bist dadurch zufriedener und leistungsfähiger. Und bist i.d.R. auch weniger krank.
Und wenn es auf der Arbeit mal nicht so gut läuft, dann hast du deine Familie und deine Freunde. Sie sind dein „emotionales Netz“. Sie fangen dich auf. Richten dich wieder auf. Geben dir Halt. Dadurch entsteht bei dir ein gewisser Schutzfaktor. Du bist weniger anfällig für Depressionen und psychosomatische Erkrankungen. Auch dein Immunsystem profitiert davon. Denn Stress jeglicher Art wirkt sich negativ auf dein Immunsystem aus. Wichtig ist hierbei der Ausgleich. Und das sind in diesem Moment deine sozialen Bindungen.
Wer gehört nun zu deinem Netzwerk?
Es gehören alle Menschen dazu, mit denen du in irgendeiner Art und Weise in Kontakt stehst. Die üblichen Verdächtigen sind deine Familie, Verwandte, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, Hobbypartner, Vereinskollegen, Internetkontakte etc.
Sie alle unterstützen dich auf ihre eigene Art und Weise. Auch ist die Form deiner Beziehung zu ihnen unterschiedlich. Die einen siehst du täglich, die anderen einmal in der Woche/im Monat. Mit den nächsten bist du nur per Internet verbunden.
Aber egal wie oft du jemanden siehst: es geht nicht nur darum, wie oft du dich mit jemandem triffst. Sondern auch, wie tief du dich mit jemandem verbunden fühlst. Du kannst eine Person jeden Tag treffen, aber ihr habt nur ein lockeres Verhältnis zueinander. Andersherum gibt es Menschen, die du seltener siehst. Aber dennoch hast du eine tiefe, feste innere Beziehung zu diesen.
Robin Dunbar ist eine Koryphäe in der Erforschung menschlicher Netzwerke. Gemäß seinen Studien ist das menschliche Gehirn in der Lage, Beziehungen mit ca. 150 Personen zu pflegen. Durchschnittlich hat jeder Mensch im Schnitt 5 sehr intime Freunde, wozu auch die Familie gehört. Dazu kommen etwa 15 enge Freunde und 50 gute Freunde. Die Summe aller Freunde beläuft sich etwa auf rund 150. Und schließlich nennt Dunbar noch die Zahl von 1500 – die mittlere Anzahl der Bekannten, die eine Person in etwa hat. Einen interessanten Artikel dazu findest du hier.
Nun geht es aber um DEIN soziales Netzwerk. Ich nutze dazu gerne einen Kontaktkreis. Mit dessen Hilfe kannst du dir einen Überblick verschaffen, wer für dich wichtig ist. Und in welchem Verhältnis diese Person zu dir steht: sehr nah oder eher entfernt.
Male dazu einen kleinen Kreis in der Mitte und schreibe ICH oder deinen Namen hinein. Dann male einen größeren Kreis außen herum. Und zwar so, dass du etwas Platz hast, um Namenskürzel oder ähnliches darin zu notieren. Dann einen weiteren Kreis und noch einen. Über die Menge der Ringe kannst du selbst entscheiden. Meistens reichen jedoch 3 – 4 Ringe. Diese kannst du nun mit Namen, Namenskürzel, Spitznamen oder ähnlichem versehen. Ich habe hier jetzt einfachhalber das Alphabet eingetragen. 😉
Dies könnte nun folgendermaßen aussehen:
Du hast hier noch die Möglichkeit, deine Kürzel Gruppen zuzuordnen. Z.B. könntest du deine Familie mit rot einkreisen, egal in welchem Ring sie sich befinden. Deine engen Freunde mit Blau. Deine Arbeitskollegen mit Gelb. Und so weiter.
Desto näher derjenige bei deinem „Ich-Kreis“ ist, desto intensiver und wertvoller ist eure Beziehung.
Denke immer daran: Nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität!
Netzwerk pflegen
Von Nichts kommt Nichts! Das solltest du dir klarmachen. Ein soziales Netzwerk will gepflegt werden. Es entwickelt sich selten von selbst. Es kostet Zeit und Mühe. Manchmal wirst du vielleicht auch enttäuscht werden. Aber es lohnt sich! Warum es sich lohnt, hast du aus den oben aufgeführten Punkten erfahren. Wahrscheinlich könntest du diese Liste noch ergänzen.
Hilfreiche Tipps zur Pflege deines Netzwerkes findest du weiter unten.
Im Laufe deines Lebens verändert sich dein soziales Netzwerk. Menschen kommen, Menschen gehen. Manche bleiben auch. Manchmal sind äußere Umstände dafür verantwortlich. Z.B. wenn aus beruflichen Gründen ein Umzug nötig ist. Dann verlaufen oft alte Kontakte im Sand. Dafür werden am neuen Wohnungsort wieder andere geknüpft.
Auch durch deine eigene Entwicklung verändert sich dein Umfeld. Zuerst hast du Kindergartenfreunde, dann Schulfreunde. Später hinaus Studien- oder Arbeitskollegen. Durch deine verschiedenen Hobbies und Vereinszugehörigkeiten entwickeln sich wieder neue Freundeskreise. Diese Liste könnte ich noch weiter fortführen.
Ein weiterer Punkt sind kritische Lebensereignisse. Ob nun eine Trennung, Scheidung oder Tod: oft muss sich neu orientiert werden. Das alte Netzwerk ist manchmal dann wie ein alter Schuh: es passt nicht mehr! Aber ich sage immer: dort, wo eine Tür zugeht, geht auch eine neue wieder auf.
Gedankliche Netzwerk-Fallen
Um dein soziales Netzwerk zu erhalten bzw. aufzubauen, solltest du folgende gedankliche Fallen meiden:
Erwarte nicht zu viel von einem Menschen. Er könnte sich dadurch überfordert fühlen. Im schlimmsten Fall zieht er sich zurück. Und du ersparst dir Enttäuschungen. Lass eine Beziehung, egal welcher Art, sich entwickeln.
Umgekehrt solltest du keine Befürchtungen hegen. Was ich damit meine? Du sollst keine Angst vor Absagen oder Ablehnung haben. Kleines Beispiel: Du rufst gutgelaunt eine Freundin an und möchtest dich mit ihr verabreden. Sie hat aber keine Zeit und lehnt ab. Du könntest nun enttäuscht sein. Dir vielleicht sogar einreden, dass sie dich gar nicht sehen will. Du könntest aber auch denken: „Dann klappt es halt beim nächsten Mal. Wer weiß, was bei ihr gerade los ist.“ Und du ziehst alleine los. Oder rufst die nächste Freundin an.
Du solltest dich auch von dem Gedanken befreien, dass du jemandem verpflichtet bist oder dankbar sein musst. In einem guten sozialen Netzwerk ist es normal, dass man sich gegenseitig hilft. Einmal hilfst du jemandem, dann hilft ein anderer dir. So etwas nennt sich: geben und nehmen. Natürlich solltest du dich bedanken. Aber du sollst keinen Staatsakt daraus machen.
Dann gibt es noch die sogenannte sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wenn du also von vorneherein denkst, das wird sowieso nichts oder die kann mich sowieso nicht leiden, dann strahlst du auch genau das aus. Versuche es doch erst einmal. Ganz ohne zu werten. Einfach nur probieren. Was kann dir schon passieren? Die andere Person kann nur „Nein“ sagen. Dann hast du zwar nichts gewonnen, aber auch nichts verloren.
Und mein letzter Punkt: Übertrage nicht alle deine Beziehungswünsche auf eine Person. Im Prinzip habe ich schon weiter oben erklärt, dass es bestimmte Personen für bestimmte Sachen gibt. Manchmal ist aber auch der Anspruch da, all dies in einer Person zu vereinen. Dies kann aber nicht gutgehen. Auch hier wird sich die andere Person überfordert bzw. du dich enttäuscht fühlen. Stecke also klar ab, was dich mit dieser Person verbindet. Was sind die Gemeinsamkeiten. Und wo sind Grenzen. Dann funktioniert es auch.
Praxistipps zur Pflege deines Netzwerkes
Und um dein soziales Netzwerk auch weiterhin zu pflegen, können folgende Tipps hilfreich sein:
- Wenn du von jemandem schon lange nichts mehr gehört hast, ruf doch einfach mal an.
- Du kannst auch jemandem Grüsse ausrichten lassen. Der andere freut sich bestimmt darüber.
- Wenn du jemanden gerne mal wiedersehen möchtest, dann lade ihn einfach ein.
- Du kannst jemandem deine Hilfe anbieten, der sie gerade gut gebrauchen könnte.
- Wenn dich jemand nicht versteht, erkläre es ihm.
- Lege dir einen Geburtstagskalender an. Über Glückwünsche freut sich jeder.
- Wenn du etwas brauchst, frage danach. Niemand kann Gedanken lesen.
- Ab und zu auch mal loben. Komplimente machen.
- Sich einfach mal melden. Ohne konkreten Anlass.
- Und ganz wichtig: Zuhören! Jeder braucht mal ein offenes Ohr.
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Liebe Grüße, Silvia
PS: Kennst du schon mein Selbstcoaching-Tool „Emotionales Lebensrad“? Mache dir eine holistische (=ganzheitliche) Bestandsaufnahme von deinem Leben. Anhand dessen kannst du beginnen, dein Leben wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
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Liebe Silvia,
ein guter und wichtiger Artikel. Danke dafür und die vielen Praxistipps. Leider ist es ja oft so, dass wir aus Zeitmangel unsere Kontakte nicht mehr so pflegen… und sie nach und nach einschlafen. Schade. lg Trudy
Liebe Trudy,
da gebe ich dir völlig recht. Auch ich tue mir manchmal schwer, alle Kontakte zu pflegen, die mir wichtig sind. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die immer da sind und unterstützen, wenn Not am Mann ist.
Und dann gibt es ja auch noch den Spruch: „Freunde sind wie Sterne. Du kannst sie nicht immer sehen, aber du weißt, sie sind immer für dich da!“
Liebe Grüsse, Silvia