Mein Körper sprach chinesisch – ich verstand nichts mehr

Als mich Gela Löhr vom Lemondays-Magazin im Sommer fragte, ob ich bei ihrer Blogparade „Bye, bye Traumfigur? Wie geht das mit dem Wohlfühlgewicht ab 40? Oder 50?“ mitmachen möchte, war ich sofort Feuer und Flamme. Warum? Erstens interessiert mich dieses Thema in meiner Eigenschaft als Ernährungsberaterin und zweitens, weil mein Wohlfühlgewicht und ich auch nicht immer einer Meinung sind.

Abnehmen ein Thema?

Ende September gab ich den Workshop „Detox-Yoga“. Zu Beginn habe ich die Teilnehmerinnen, nach ihren Gründen für eine Entgiftungskur gefragt. Es wurden Dinge genannt wie Entgiften, Übersäuerung, Wohlbefinden steigern, Lebensqualität erhöhen, Zipperleins bessern, Bewusstseinserweiterung, Reinigung der Organe, Neustart, Achtsamkeit sich selbst gegenüber und bessere Selbstwahrnehmung. Ich weiß es deswegen noch so genau, da ich alles an das Whiteboard geschrieben und abfotografiert hatte. 😉

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Ist dir aufgefallen, was gefehlt hat? Ich hatte die ganze Zeit darauf gewartet, aber keine der Teilnehmerinnen hatte es genannt. Also habe ich es zum Schluss in den Raum geworfen, da es auch einer meiner Hauptgründe für die Entgiftungskur war – nämlich das Abnehmen.

Daraufhin meinte eine Teilnehmerin, dass sie sich nicht getraut hatte, den Punkt „Abnehmen“ zu nennen, da viele Menschen dies in ihrem Umfeld nicht verstehen würden. Sie selbst ist relativ schlank, aber dennoch wollte sie gerne wieder ein paar Kilos loswerden. Und da kamen wir zu dem entscheidenden Wort, nämlich das Wohlfühlgewicht.

Sind Zahlen die Lösung?

Ein Wohlfühlgewicht ist völlig individuell. Es hat nichts mit dem Normalgewicht oder dem Idealgewicht zu tun. Wir machen hierzu mal ein kleines Rechenbeispiel bei mir selbst.

Ich bin 170cm groß und wiege momentan 73 Kilogramm.

Broca-Index

Normalgewicht = Körpergröße in cm minus Hundert

Idealgewicht = Normalgewicht minus zehn Prozent

Nach dem Broca-Index wäre mein Normalgewicht demgemäß 70 Kilogramm und mein Idealgewicht 63 Kilogramm.

Body-Mass-Index

Dann gibt es noch den Body-Mass-Index, Abkürzung BMI. Auch hier wird das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße bewertet.

BMI = Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergröße in m2

Einteilung BMI

BMI-Index

In meinem Beispiel würde das folgendermaßen aussehen: 73 / (1,7×1,7) = 25,26

Demgemäß bin ich also momentan leicht übergewichtig. 😉

Mein Wohlfühlgewicht liegt bei 68 Kilogramm. Mein Idealgewicht würde laut Broca-Index bei 63 Kilogramm liegen. Damit würde ich vermutlich aussehen wie ein Hungerhaken und jeder würde mich wahrscheinlich fragen, ob ich denn krank sei.

Wohlfühlen mit dem Wohlfühlgewicht

Wohlfühlgewicht

Was aber ist nun unter einem Wohlfühlgewicht zu verstehen?

Wie das Wort schon besagt: Dein Wohlfühlgewicht ist dein Gewicht, bei dem du dich wohlfühlst. Dabei ist ein Index völlig unwichtig.

Wohlfühlgewicht bedeutet für mich, dass ich mich morgens vor den Spiegel stelle und mir dabei selbst voller Freude sagen kann, was ich doch für einen tollen Körper habe. Dabei ist es völlig egal, ob du nun ein Normalgewicht oder ein Idealgewicht hast oder laut dem Index völlig übergewichtig bist. Es zählt einzig und allein, dass du dir so gefällst, wie du bist.

Wohlfühlgewicht bedeutet für mich auch, dass ich die Kleidungsstücke tragen kann, die ich möchte. Dass es mir Spaß macht, shoppen zu gehen und ich voller Stolz meinen Körper zeigen kann. Egal, ob es nun die engen Jeans oder ein lockeres Kleid sind. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich 80 Kilogramm gewogen hatte und Kleidergröße 44 gebraucht hatte. Ich habe mich geweigert, Kleidung kaufen zu gehen. Ich fand das so furchtbar. Kleidergröße 44 war für mich ein Horrorszenario. Also bin ich monatelang immer mit den gleichen Klamotten herumgelaufen. Ich hatte mir günstige Jeans bei ALDI gekauft. Ich brachte es nicht übers Herz, in die Geschäfte zu gehen, in denen ich normalerweise einkaufe. Vor allem wollte ich auch auf keinen Fall so viel Geld für Kleidung ausgeben, die ich ja sowieso nicht tragen wollte. Nicht in dieser Größe.

Aber Wohlfühlgewicht bedeutet für mich persönlich auch noch etwas ganz Anderes. Ich gehe sehr viel spazieren mit meinen Hunden. Da geht es auch mal Hügel auf und Hügel runter. Bei einem Körpergewicht von 80 Kilogramm habe ich dabei ziemlich starke Schmerzen in den Beinen. Diese fühlen sich dann an, als wollten sie gleich platzen. Es fühlt sich einfach so an, als würden die Beine dann nicht mehr richtig durchblutet werden. Und nein, ich habe es noch nie untersuchen lassen. Würde wahrscheinlich nicht viel helfen. Was aber definitiv hilft, ist ein angepasstes Körpergewicht. Das bedeutet: Je weniger ich wiege, umso weniger Schmerzen habe ich. Und wie bereits oben erwähnt: Das optimale Gewicht, auch in diesem Fall, sind circa 68 Kilogramm.

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Gewichtszunahme als Nebeneffekt

Warum aber hatte ich dann 80 Kilogramm?

Gewichtsschwankungen sind ganz normal. Aber eigentlich handelt es sich dann nur um ein bis zwei Kilogramm. Aber manchmal gibt es auch Situationen, da wird das Gewicht auf einmal zweitrangig. Bei mir hatte es keine gravierende Ursache. Ich muss gestehen, dass ich einfach etwas gestresst war. Ja, auch mir passiert das manchmal. 😉 Der Grund dafür war meine Masterarbeit 2017. Ich stand ziemlich unter Zeitdruck, hatte sehr viel um die Ohren und mein Kopf schrie nach Nervenfutter. Ich habe während dieser Zeit Kiloweise Schokolade verdrückt. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass mein Gehirn auf diese Schokoladenzufuhr angewiesen war. Wahrscheinlich habe ich es mir nur eingebildet, aber ich hatte dann immer den Eindruck, dass mein Gehirn mit diesem Glukoseschock gut arbeiten konnte.

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Aber was ist dann passiert?

Ich habe völlig mein Körpergefühl verloren. Ich habe nur noch gegessen. Und dabei über zehn Kilogramm zugenommen. Nach meiner Masterarbeit wollte ich das natürlich wieder in den Griff bekommen. Alles kein Problem, ich bin ja studierte Ernährungsberaterin. Dachte ich mir. Vom Kopf her wusste ich genau, was ich tun müsste, um wieder auf mein Wohlfühlgewicht zu kommen. Aber es gelang mir einfach nicht.

Ich behaupte, das lag auch viel an meinen Hormonen. Diese hatte ich nämlich durch meine extreme Schokoladenzufuhr völlig durcheinandergebracht. Meine Schilddrüse war verwirrt – ich habe Hashimoto, eine chronische Schilddrüsenentzündung (Autoimmunerkrankung). Meinen Hashimoto habe ich normalerweise gut im Griff, da ich wenig Kohlenhydrate esse. Aber diese enorme Kohlenhydratzufuhr in Form von Schokolade war mein Körper ja gar nicht gewohnt.

Das Zweite, was passierte, war, dass ich auf einmal sehr viel Bauchfett bekam. Und auch dort bilden sich dann ungünstige Hormone. Nichts stimmte mehr bei mir. Und ich überlegte mir, was denn nun für mich die Lösung sein könnte. Ich musste irgendwie lernen, wieder meinen Körper wahrzunehmen und darauf zu hören, wie er wirklich ernährt werden möchte.

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Fasten war meine Lösung

Nachdem ich monatelang alles Mögliche ausgetestet hatte, gab es für mich nur noch eine Lösung: Fasten. Vielleicht denkst du nun: „Um Himmels Willen!“ Für mich war das gar kein Thema. Das liegt aber daran, dass ich selbst zehn Jahre lang Fastenkurse gegeben habe. Ich habe während dieser Zeit alles Mögliche ausprobiert und verfeinert. Ich wusste genau, was jetzt zu tun ist. Und ich hatte noch Glück, dass sich zwei meiner Yoga-Teilnehmerinnen entschlossen, auch mitzufasten. Also haben wir eine WhatsApp-Gruppe gegründet, in der wir uns gegenseitig unterstützen konnten.

Erst mal entlasten

Wie ging es nun los?

Gestartet haben wir mit zwei Entlastungstagen. Während dieser Zeit bereitest du dich körperlich und geistig auf die kommende Fastenkur vor. Du reduzierst langsam deine Nahrungszufuhr und stellst dich auf „leichtere Kost“ um. Du solltet immer mindestens einen Entlastungstag einplanen. Bitte nicht darauf verzichten.

Sinnvoll ist vor allem, beim Entlastungstag deinen Fleischkonsum, Zucker, Weißmehl, Tee und Kaffee zu reduzieren. 

Auch solltest du, soweit möglich, alle anstrengenden Termine auf die Zeit nach dem Fasten verschieben. Die Dauer deiner Entlastungstage richtet sich nach deiner persönlichen Verfassung und nach der ausgewählten Fastenform.

Bei einem Fünf-Tage-Fasten reicht ein Entlastungstag. Bei zehn Fasten-Tagen empfehle ich dir drei Entlastungstage einzuplanen.

Fasten ist nicht gleich Fasten

Fasten
Fasten – Auszeit vom Essen

Wie ging es weiter?

Dann begann das eigentliche Fasten. Wichtig war zuerst einmal, dass ich mich für eine Fastenart entschieden habe. Zur Auswahl standen mir vier Stück:

● Tee-Fasten

Es wird ausschließlich Tee und Wasser getrunken. Diese extremere Form des Fastens empfehle ich nur vollkommen gesunden Menschen.

● Saft-Fasten

Es werden zusätzlich Obst- und Gemüsesäfte, verdünnt mit Wasser, getrunken. Die Säfte liefern dir Enzyme, Vitamine, Mineral- und Vitalstoffe und neutralisieren eine eventuell vorhandene Übersäuerung.

● Heilfasten nach Buchinger

Die am häufigsten angewandte Fastenmethode. Hier wird das Sortiment noch um Gemüsebrühe ergänzt.

● Modifiziertes Fasten

Geeignet für Sportler und Abnehmwillige. Es ist die effektivste Fastenmethode um das Abnehmen zu fördern. Wichtig ist hierbei, dem Eiweißverlust, und somit dem Muskelabbau, während der Fastenzeit entgegenzuwirken. Denn Muskeln bedeuten Fettverbrennung – sie sind wahre Kalorienvernichtungsmaschinen.

Du kannst dir vielleicht schon denken, welche Fastenart ich gewählt habe: nämlich das modifizierte Fasten. Das ist meine persönliche Lieblings-Fastenart. Und meiner Meinung nach geht sie auch am einfachsten. Warum? Du hast jede Menge verschiedener Getränke zur Auswahl. Besonders hilfreich finde ich das Eiweißgetränk. Du trinkst zwar nur 250 Milliliter pro Tag, aber das fühlt sich sowas von gut an.

Abführen – aber wie?

So, gewählt hatte ich jetzt. Aber was dann? Nach den Entlastungstagen muss dein Darm entleert werden. Dies gibt dann dein sogenannter Abführtag. Hierzu gibt es ganz viele verschiedene Methoden. Ich stelle dir hier kurz die meiner Meinung nach drei besten vor:

● Prepacol:

Kombinationspackung aus 4 magensaftresistenten Tabletten und 30ml Lösung zum Einnehmen. Dies hatte ich bei meinem ersten Fasten ausprobiert. Wirkt sehr schnell und ist auch ziemlich heftig. Meiner Meinung nach gut geeignet, wenn du beispielsweise unter Verstopfung leidest.

● Glaubersalz:

Beim Glaubersalz ist das Sulfation an Natrium gekoppelt. Der Geschmack ist nicht jedermanns Sache, ein wenig bitter und halt salzig.

Dosierung nach Anleitung (1-2 Esslöffel auf ca. 500ml) und stelle dir zum Nachspülen am besten ungesüßten Tee oder das entsprechende Fastengetränk bereit. Ich bevorzuge ein kleines Gläschen Orangensaft. Das neutralisiert sofort den Geschmack.

● Alasenn Kräutergranulat:

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre nehmen einmal täglich 1-2 Messlöffel des Granulats (entspricht 0,575 – 1,150 g Granulat) unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit (ca. 1/4 l) ein. Achtung: Du darfst von Alasenn Kräutergranulat nicht mehr als 2 Messlöffel pro Tag einnehmen. Dies ist mein absoluter Favorit. Schmeckt auch von den Dreien am besten. 😉 Ist jedoch nicht geeignet, wenn du sowieso schon schlechten Stuhlgang hast. Dann lieber eins von den beiden anderen Mitteln ausprobieren.

Dein Abführtag ist quasi bereits dein erster Fastentag. Da dein Darm sehr lang ist, nämlich sechs bis acht Meter, solltest du jeden weiteren zweiten Tag nochmals ein sanftes Abführmittel nehmen. Ich bevorzuge Pflaumensaft. Er schmeckt gut und hat eine angenehm abführende Wirkung.

Ich hatte insgesamt nur fünf Tage gefastet. Das ist für mich das Minimum, damit sich auch wirklich etwas ändern kann. Mein längstes waren bis jetzt zehn Tage.

Nach dem Fasten ist noch nicht Schluß

Nach dem Fasten alles vorbei? Nein, noch nicht. Nach dem eigentlichen Fasten kommen nun die Aufbautage. Wie viele Aufbautage du machen sollst, kannst du dir ganz einfach ausrechnen: Anzahl der Fastentage geteilt durch drei. Bei mir waren es demgemäß zwei Tage.

Folgende Dinge solltest du während der Aufbautage beachten:

  • iss nur kleine Portionen
  • zerkaue jeden Happen gut, bis sich nur noch Flüssiges im Mund befindet
  • iss langsam, Tipp: nach jedem Bissen die Gabel weglegengenieße bewusst dein Essen: keine Unterhaltung, kein Fernsehen, keine Zeitung …
  • höre auf zu essen, wenn du satt bist
  • achte darauf, dass alle Zutaten so frisch und natürlich wie möglich sind
  • iss keine schwerverdaulichen Speisen wie Fleisch, Hartkäse, Frittiertes …

Daran hatte ich mich natürlich auch brav gehalten.

Fasten-Gewinn?

Was hat mir das Fasten gebracht? Das Fasten war für mich in zweierlei Hinsicht wichtig:

Erstens habe ich in diesen fünf Tagen 3,5 Kilogramm abgenommen. Das ist bei mir normal. Ich habe schon öfters fünf Tage gefastet und eigentlich ist meine abgenommene Menge immer ziemlich gleich. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass ich dies an Fett abgenommen habe. Natürlich auch, aber es war auch viel Wasser dabei. Auch wenn ich immer viel getrunken habe. Viel wichtiger für mich war aber der Ansporn. Es ist völlig normal, wieder ein Kilogramm zuzunehmen, wenn du wieder anfängst zu essen. Aber mit etwas Disziplin können 2,5 Kilogramm Gewichtsverlust erhalten bleiben. Und das war für mich eine gute Ausgangsbasis und vor allem eine tolle Motivation.

Zweitens, und das war für mich viiiiiiel wichtiger: Ich konnte wieder die Sprache meines Körpers verstehen. Nach diesen Fastentagen waren wir wieder im Einklang. Ich wusste, was er wirklich braucht und was ihm eigentlich viel zu viel ist. Ich habe also wieder optimal gegessen und habe vor allen Dingen auch gemerkt, wann ich tatsächlich satt war. Und ich habe dann auch aufgehört zu essen. Ich stellte fest, dass ich in meinem Alter viel weniger zu essen brauche als vorher. Eigentlich war ich sogar überrascht, wie wenig mein Körper inzwischen eigentlich braucht. Es war ein tolles Gefühl, wieder in mir selbst zu ruhen, wieder eins zu sein.

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Zusammenfassung

Gewichtsschwankungen zwischen ein und zwei Kilogramm sind völlig normal. Wenn es jedoch ausufert, du dich absolut nicht mehr wohl fühlst und den Kontakt zu deinem Körper verloren hast: Dann kann Fasten eine Möglichkeit sein, das Gleichgewicht wiederherzustellen und einen wichtigen Schritt in Richtung Wohlfühlgewicht zu machen.

Mein Körpergefühl war dermaßen ins Abseits gerutscht, dass alles nur noch ein Schuss ins Blaue gewesen war. Erst durch das Fasten habe ich wieder zu mir selbst gefunden. Und ich weiß, wenn ich wieder in eine solche Situation kommen sollte, dann würde ich es jederzeit wieder so machen.

Wenn dir dieser Blogartikel gefallen hat, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen.

Liebe Grüße, Silvia

PS: An dieser Blogparade haben so viele wunderbare Frauen teilgenommen. Alle 58 Beiträge findest du hier: Blogparade 2019

Besonders hervorheben möchte ich jedoch noch folgende Blogbeiträge:

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