Achtsam kommunizieren: Wie redest du denn mit mir?

achtsam kommunizieren für weniger Stress

Heute geht es um das Thema achtsam kommunizieren. Warum nur ist miteinander sprechen manchmal so kompliziert? Ich erlebe es bei mir selbst ebenso wie bei anderen. Eigentlich ist es ganz einfach, achtsam miteinander zu reden. Wenn da nur nicht diese blöden Gefühle wären. Es ist einfacher, achtsam mit jemandem zu reden, dem du nicht nahestehst. Ganz anders sieht es dagegen aus, wenn dir jemand wichtig ist. Da können schon mal schnell die Pferde mit dir durchgehen. Warum das so ist, werde ich dir heute aufzeigen.

Die zwei Ebenen der Kommunikation

Es gibt die sogenannte Sachebene und die Beziehungsebene. Auf beiden solltest du nach Möglichkeit achtsam kommunizieren.

Sachebene

Bewegst du dich auf der Sachebene, bleibst du sachlich. Du sprichst neutral über bestimmte Dinge. Natürlich hast du dabei auch Gefühle. Aber sie sind in dem Fall nicht relevant.

Beispiel: Du hältst einen Vortrag über „ernährungsphysiologische Grundlagen“. Du vermittelst deinem Gegenüber Fakten und Daten. Vielleicht bringst du auch eigene Beispiele mit ein, um das Ganze besser zu verdeutlichen. Eventuell bist du ein bisschen aufgeregt. Aber das merkt keiner. Du bringst die Informationen rüber, die dir wichtig erscheinen. Und du beantwortest Fragen. Dabei beziehst du dich z.B. auf Quellen und Studien. Auch auf deine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse. Du bleibst ruhig und selbstbewusst.

Beziehungsebene

Bewegst du dich auf der Beziehungsebene, dann kannst du vom sachlichen schnell ins persönliche wandern. Natürlich hat „persönlich“ zwei Seiten. Du kannst dich über etwas freuen. Und dies mit Worten ausdrücken. Du kannst jemandem sagen, dass er oder sie dir etwas bedeutet. Das ist sogar sehr persönlich. Und liebevoll. Und achtsam.

Dann gibt es da aber noch die andere Seite. Stell dir vor, dein Partner beschwert sich, dass du ihm nichts gekocht hat. Obwohl er doch den ganzen Tag auf der Arbeit war. Hier kommt es schon darauf an, wie die „Beschwerde“ verpackt ist. Sagt er es eher scherzhaft mit einem Schmunzeln im Gesicht? Oder eher brummig und schlecht gelaunt? Und wie reagierst du darauf? Du kannst auch brummeln. Oder in eine Abwehrhaltung gehen. Oder aber du bleibst sachlich. Erklärst ihm, wie chaotisch dein Tag war. Und ihr bereitet zusammen ein schnelles Gericht zu. Oder ihr macht „TelefonCooking“.

Du siehst, es gibt eine Aktion und eine Reaktion. Beides kann auf der Sachebene erfolgen. Oder einer bleibt sachlich und der andere wird persönlich. Oder beide bewegen sich auf der persönlichen Ebene.

Kommunikation anhand des Eisberg-Modells

Die sichtbare Spitze des Eisberges stellt die Sachebene dar. Der weitaus größere Teil, den du nicht sehen kannst, stellt die Beziehungsebene dar.

Auf der Sachebene geht es um bewusstes Verhalten: Worte, Taten, Körpersprache. Auf der Beziehungsebene geht es um unbewusste Gefühle, Wahrnehmung und deinen Willen.

Bei der Sachebene dreht sich alles um Zahlen, Fakten, Daten. Es geht um das „Was“ beim Kommunizieren. Bei der Beziehungsebene dagegen stehen Gefühle, Stimmungen und Empfindungen im Vordergrund. Es geht um das „Wie“ des Kommunizierens.

Beziehungsebene schießt Sachebene ab

Die Beziehungsebene wirkt sich auf die Sachebene aus. Bleiben wir bei dem Beispiel mit dem fehlenden Abendessen. Der Partner kommt hungrig nach Hause und du hast nichts gekocht. Er beschwert sich auf der persönlichen Ebene. Zum Beispiel könnte er sagen: „Was hast du denn heute den ganzen Tag gemacht? Noch nicht mal was zu essen gibt es.“ In dir brodelt es. Du hast auch den halben Tag gearbeitet, mit den Kindern Hausaufgaben gemacht, musstest mit dem Hund noch zum Tierarzt und zu guter Letzt ist die Waschmaschine kaputtgegangen. Du fühlst dich angegriffen, ungerecht behandelt und blaffst zurück. Ein Wort gibt das andere. Und schon habt ihr einen dicken Streit. Wegen einem blöden Essen.

In diesem Fall habt ihr euch beide auf die „negative“ Beziehungsebene begeben. Die Sachebene ist wie die Titanic untergegangen.

Tipps zum achtsamen Kommunizieren

Atmen

Wenn du aufgeregt oder verärgert bist, atme erst mal tief durch. Zu meiner Zeit hat es immer geheißen: „Zähle erstmal langsam auf zehn.“ Im Prinzip kommt es auf das gleiche hinaus.

Atme ganz bewusst tief ein und aus. Alleine durch die Konzentration auf dein Atmen wirst du schon ruhiger. Das tiefe Ein- und Ausatmen signalisiert deinem Körper sich zu entspannen.

Durch diesen kleinen Moment der Achtsamkeit kannst du von deiner „negativen“ Beziehungsebene wieder auf die Sachebene wandern. Und vielleicht einen Streit dadurch vermeiden.

Zum Thema Atmen empfehle ich dir auch meinen Blogartikel „Atme dich frei„.

Ich-Botschaften verwenden

Wichtig ist, dass du bei dir bleibst. Vermeide Verallgemeinerung. Nicht „wir sind der Meinung …“ oder „man sollte …“. Sondern „ICH bin der Meinung, dass ….“ oder „ich möchte …“. Äußere ganz konkret das, was DU möchtest. Das was DU sagen möchtest. Dadurch wird deinem Gegenüber klarer, um was es dir geht. Durch die Ich-Botschaft wird auch deutlich, dass es dir wichtig ist.

Und streiche die Wörter wie NIE und IMMER aus deinem Sprachschatz. „Immer meckerst du!“. Naja, immer bestimmt nicht. Ab und zu mal. Um bei dem Ausdruck zu bleiben: passender wäre hier „du meckerst ja schon wieder“. Sehr, sehr selten ist etwas IMMER und NIE. Demgemäß ist es unsachlich.

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Passende Zeit und Ort wählen

Tja, das ist auch so eine Sache. Da brodelt es in dir und du sollst einen guten Zeitpunkt abwarten. Aber es hilft tatsächlich extrem. Und zwar aus verschiedenen Gründen. Wenn du nicht gleich überstürzt handelst, hast du auch selbst nochmal Zeit, darüber nachzudenken. Vielleicht verändert sich dadurch dein eigener Blickwinkel. Wenn du einen passenden Ort und Zeit wählst, hast du bessere Chancen.

Angenommen, du möchtest deinen Partner davon überzeugen, dass ihr eine neue Spülmaschine braucht. Wenn er gestresst und hungrig von der Arbeit kommt, ist das kein passender Zeitpunkt, dies anzusprechen. Wenn er aber sein Lieblingsessen verspeist hat und ihr gemütlich zusammen auf der Couch sitzt, DANN wäre der passendere Moment. Denn dann ist dein Partner eher offen für deine Wünsche.

Oder du möchtest bei deinem Chef wegen einer Gehaltserhöhung anfragen. Dann bitte nicht, wenn er gerade miesgelaunt aus einem Meeting kommt. Passe einen Moment ab, wenn er in guter Stimmung ist. Vielleicht sogar dann, wenn er dich gerade wegen deiner guten Arbeit gelobt hat. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend. Natürlich spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Aber nutze die Dinge, die du selbst in der Hand hast. Und dass ist z.B. die Wahl des richtigen Zeitpunktes.

Sich in den Gesprächspartner hineinversetzen

Dies hilft mir immer sehr gut. Jeder hat ja so seine eigene Sichtweise. Eine Sache, ein Ereignis kann immer von zwei oder mehreren Seiten betrachtet werden. Und manchmal ist es anfangs unverständlich, wieso der Gegenüber das ganz anders sieht als man selbst.

Ich hatte mal mit einer Bekannten die Übung gemacht, dass ich mich auf einen anderen Stuhl setzen musste. Um dort in die Rolle des anderen zu schlüpfen. Zu versuchen, dessen Sichtweise einzunehmen. Ich fand das sehr spannend. Und es war für mich total überraschend, was sich alleine durch diesen Perspektivenwechsel entwickelte. Deswegen mache ich das inzwischen oft in Gedanken. Zu versuchen, sich in die andere Person hineinzuversetzen. Überlege dir, was denn die Wünsche, Bedürfnisse oder Ziele deines Gegenübers sein könnten.

Hier ein kleines persönliches Beispiel: Ich hätte gerne einen Bauernhof. Das ist mein Lebenstraum. Mein Mann reagiert immer sehr allergisch auf dieses Thema. Konnte ich nie nachvollziehen. Vielleicht hatte ich mir auch nie wirklich Mühe gegeben. Irgendwann hatte ich dann ein Coaching. Eigentlich ging es um berufliche Sachen. Aber irgendwie sind dann auch andere Dinge zur Sprache gekommen. Das brachte den Stein ins Rollen, die ganze Sache auch mal aus seiner Sicht zu betrachten. Das half mir viel. Da ich auch sehr viel lese, bekam ich dann immer mehr Einblicke in dieses Thema. Mein Bauernhof ist immer noch mein Lebenstraum. Aber ich gehe inzwischen unter ganz anderen Voraussetzungen an das Thema ran. Dies hat mich mit diesem Thema in Balance gebracht. Und meinen Mann hoffentlich auch. 😉

Wirklich zuhören

Eins der schwersten Dinge überhaupt. Ich war vor langer Zeit auf einem mehrtägigen Seminar in Karlsruhe. Eine Übung war: mein Gegenüber hat zehn Minuten auf mich eingeredet. Und ich durfte kein einziges Wort dazu sagen. Boah. Das war ganz schön schwer. Aber es hat geholfen. Ich bin ein ziemlich guter Zuhörer. Ich unterbreche sehr selten. Außer meinen Mann. Das behauptet er zumindest. *gg*

Die wenigsten Menschen können richtig zuhören. Hier steckt viel Achtsamkeit dahinter. Achtsamkeit gegenüber dem Sprechenden. Aber auch Achtsamkeit gegenüber dir selbst.

In Zeiten, wo ich sehr viel um die Ohren habe, muss ich privat manchmal darauf achten. Gerade wenn mir mein Mann etwas erzählt. Und ich plötzlich merke, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders bin. Meistens bei der Arbeit. Dann muss ich mich erst wieder fokussieren, ganz bewusst das Gespräch wiederaufnehmen. Und wieder aufmerksam und achtsam sein. Denn nur so bringe ich auch meinem Gesprächspartner Wertschätzung entgegen.

Vor wenigen Wochen konnte ich ein interessantes Gespräch beobachten. Zwei Männer unterhielten sich. Der eine hatte gerade einen Trauerfall in der Familie. Ich konnte deutlich spüren, wie wichtig es ihm war, darüber zu reden. Der andere unterbrach ihn ständig. Er hatte bereits ähnliche Erfahrungen gemacht und wollte auch darüber sprechen. Es war ein sehr holpriges Gespräch. Am liebsten hätte ich mich eingemischt. Aber das habe ich dann doch lieber sein lassen. Schön wäre es gewesen, wenn der andere einfach nur zugehört hätte. Hinterher hätte er dann von seinen eigenen Erfahrungen berichten können. Hier war der Gesprächspartner meiner Meinung nach leider nicht achtsam genug gewesen.

Aber wie bereits erwähnt, es ist eine Übungssache. Probiere es mal aus. Höre deinem Gegenüber einfach nur zu. Egal, wie schwer es dir fällt. Dein Gegenüber wird es dir danken.

Ich wünsche dir viele achtsame Gespräche.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen.

Liebe Grüße, Silvia

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