Emotionale Abhängigkeit

Silvia Berft achtsam Wasserfall

Emotionale Abhängigkeit kann sich in verschiedenen Beziehungen äußern. Du kannst sie beispielsweise in Partnerschaften als auch zum Essen finden. Warum das so ist und wie du es erkennen kannst, zeige ich dir in diesem Artikel.

Emotional abhängig vom Partner

Manchmal ist es einem selbst gar nicht bewusst, dass man abhängig vom Partner geworden ist. Meistens öffnet einem ein bestimmtes Ereignis erst die Augen dafür. Oder der Partner bricht aus, da er diese Abhänigkeit nicht mehr aushält. Denn Abhängigkeit führt oft zu einem klammernden Verhalten, womit nicht jeder gut umgehen kann oder möchte.

Was kann zu einer Abhängigkeit führen?

Selten bist du sofort abhängig von deinem Partner. Oftmals ist es eher ein Prozess. Anfangs hast du vielleicht noch viele Freunde, mit denen du alleine etwas unternimmst. Oder du hast ein eigenes Hobby. Du gehst vielleicht zum Singen, Malen, Tanzen, Joggen oder ähnliches. Ein Szenario wäre: Du bekommst Kinder und hast keine Zeit mehr für all diese Dinge. Du kannst vielleicht nicht mehr arbeiten gehen, da dich deine Kinder brauchen. Du ziehst dich gezwungenermaßen mehr und mehr zurück. Der Einzige, der dir erhalten bleibt, ist dein Partner. Irgendwann werden deine Kinder größer und sie brauchen dich auch nicht mehr wirklich. Du findest den Anschluß nicht mehr. Du fixierst dich voll und ganz auf deinen Partner. Alles dreht sich nur noch um ihn.

Anderes Szenario: Viele sind aufgrund von Corona ins Homeoffice gewechselt. Du sitzt nur noch alleine zu hause und arbeitest still vor dich hin. Du hast so gut wie keine sozialen Kontakte mehr. Zwischendurch mal eine Online-Konferenz oder ein paar Telefonate. Du gehst kaum noch aus dem Haus. Die einzige Person, die du in Natura siehst, ist dein Partner. Dein Fokus richtet sich mehr und mehr auf ihn.

Noch ein wichtiger Punkt: Aus finanzieller Abhängigkeit kann zusätzlich eine emotionale entstehen. Aus irgendwelchen Gründen bist du nicht in der Lage, finanziell für dich selbst zu sorgen. Eventuell weil du nicht arbeiten gehen kannst wegen der Kinder. Oder weil du deine Arbeit verloren hast. Oder du verdienst einfach nicht genug. Du fühlst dich minderwertig, da du das Gefühl hast, du hast versagt. Du konzentrierst dich mehr und mehr auf deinen Partner, den du bewunderst. Du verlierst immer mehr deine Selbständigkeit. Dein Partner wird für dich zum Mittelpunkt.

Woran kannst du deine Abhängigkeit erkennen?

Ohne ihn läuft nichts

Kleine Anzeichen sind beispielsweise, wenn du ohne ihn nichts mehr unternehmen kannst. Du gehst noch nicht einmal mehr alleine einkaufen. Oder du sitzt zuhause, schaust ständig auf die Uhr und wartest darauf, dass er endlich nach hause kommt. Ohne ihn weißt du nicht so richtig was mit dir anzufangen. Deine Gedanken kreisen ständig um ihn. Alles, was du früher alleine gemacht hast, macht dir nun keinen Spaß mehr. Wenn du tatsächlich mal mit deinen Freundinnen ausgehst, denkst du nur daran, wann es endlich wieder nach hause geht.

Es dreht sich alles um ihn

Nur wenn es ihm gutgeht, geht es dir auch gut. Deswegen unternimmst du alles, damit er glücklich ist. Du verzichtest auf Dinge, die dir früher mal wichtig waren. Sein Wohlbefinden geht dir über alles. Du veränderst ihm zuliebe deine Persönlickeit (obwohl er dies wahrscheinlich gar nicht von dir erwartet). Du redest ihm quasi nur noch nach dem Mund. Machst das, wovon du denkst, dass er dies von dir erwartet. Dahinter versteckt sich jedoch die große Gefahr, dass er sich irgendwann von dir löst. Denn du bist irgendwann dann nicht mehr die, für die er sich entschieden hatte. Du bist nur noch eine Marionette. Aber wer will schon eine Marionette?

Du selbst hast dich verloren

Wer bist du eigentlich? Was waren mal deine Ziele? Deine Träume? Deine Werte? All das ist verlorengegangen. Du hast dein Selbst aufgegeben zugunsten deines Partners. Kompromisse eingehen – das ist dir völlig fremdgeworden. Du stimmst allem zu, was dein Partner vorschlägt oder sich wünscht. Deine eigenen Gefühle unterdrückst du. Aber mal ehrlich: Was denkst du, wie lange das gutgehen wird? Irgendwo in dir selbst schlummert noch dein ursprüngliches ICH. Lass es nicht verkümmern!

Was kannst du dagegen tun?

Der erste Schritt ist tatsächlich das Erkennen. Erst, wenn dir deine emotionale Abhänigigkeit bewusst wird, kannst du auch etwas dagegen unternehmen. Meistens brauchst du dazu jedoch professionelle Hilfe. Ich empfehle dir einen Psychotherapeuten oder einen Sozialpädagogen. Und das hat nichts mit Ballaballa zu tun. Oftmals bist du so in deinen eigenen Gefühlen verstrickt, dass du nicht mehr alleine herausfindest. Ein guter Therapeut hilft dir dabei, deinen eigenen Weg wieder zu finden. Und vielleicht auch zu einer viel besseren Partnerschaft als vorher.

Dein zweiter Schritt ist natürlich das Umsetzen. Und wenn es nur winzig kleine Schritte sind. Jeder Schritt zählt. Denn jeder Schritt bringt dich deinem Ziel näher. Und bei kleinen Schritten kannst du auch darauf achten, dass du dich dabei sicher fühlst. So kannst du dich langsam wieder aus deinem Schneckenhaus herausbewegen.

Im dritten Schritt geht es darum, neue Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu festigen. Und weiter auszubauen. Hole dir auch dazu immer wieder Unterstützung. Ein Therapeut kann wie ein Trapeznetz sein. Falls du mal fallen solltest, ist er da, um dich aufzufangen. Und dich wieder ermutigen, weiterzumachen. Es ist auch schön, wenn jemand da ist, der deine Emotionen mit dir bespricht. Denn da wird einiges hochkommen: Wut, Hass, Trauer, Unsicherheit, Angst …

emotionales Lebensrad
Selbstcoaching-Tool „Emotionales Lebensrad“

Emotional abhängig vom Essen

Als Ernährungstherapeutin habe ich es oft mit emotionaler Abhängigkeit vom Essen zu tun. Lies dir dazu gerne auch meinen Arikel „Emotionales Essen: Wenn Gefühle Hunger erzeugen“ durch.

Was kann zu einer Abhängigkeit führen?

Emotionales Essen ist bedingt durch Gefühle, die nicht ausgelebt werden können wie zum Beispiel der Wunsch nach Liebe oder aus Langeweile. Oder sie müssen unterdrückt werden wie beispielsweise Wut auf den Chef oder eine Kollegin.

Essen wird somit zum Ersatz oder zum Ausgleich für diese Gefühle. Frauen greifen hierbei deutlich mehr zur Schokolade als Männer. Männer sind hier eher der herzhafte Typ. Aber egal was, es wird unkontrolliert hineingestopft.

Wenn dies einmal oder ein paarmal passiert, ist das kein Thema. Wenn es jedoch zur täglichen Gewohnheit wird, entsteht dadurch ein Problem. Oder sogar gleich mehrere. Erstens lernst du nicht, mit deinen Gefühlen umzugehen. Sie werden einfach mit Essen überlagert. Zweitens führt unkontrolliertes emotionales Essen über kurz oder lang meistens zu einer Gewichtszunahme. Deine Probleme sind zwar immer noch da, aber die Kilos auf den Hüften bleiben.

Woran kannst du deine Abhängigkeit erkennen?

Um deine emotionale Abhängigkeit von Essen zu erkennen, gibt es ein paar ganz typische Verhaltensmuster:

  • Du tust alles, um endlich Essen zwischen die Finger zu bekommen.
  • Und du wirst aggressiv, wenn es nicht schnell genug geht.
  • Du stopfst wahllos alles in dich hinein, damit es dir (vermeintlich) besser geht.
  • Du versteckst deine Süßigkeiten/dein Essen vor anderen, damit es keiner mitbekommt.
  • Das schlechte Gewissen hinterher ist vorprogrammiert. Aber das hindert dich beim nächsten Mal nicht daran, erneut zuzuschlagen.

Was kannst du dagegen tun?

Das Wichtigste ist, zu erkennen, dass du aus emotionalen Gründen isst und nicht aus Hunger. Wenn dir dies bewusst ist, kannst du beginnen, Alternativen auszuprobieren.

Wenn dich beispielsweise dein Chef oder deine Kollegen nerven, könntest du, statt zur Schokolade zu greifen, einfach mal aufstehen und dir einen schönen Tee machen. Oder du könntest eine Entspannungstechnik anwenden.

Mein Tipp: Autogenes Training. Dies kannst du auch in meinem zertifizierten Live-Onlinekurs Autogenes Training oder in meinem Online-Selbstlernkurs Autogenes Training erlernen. Oder in meinem Wochenendkurs bei Kaiserslautern.

Wenn du dich nicht geliebt fühlst, dann überlege dir, woran das liegen könnte. Kopf in den Sand strecken hilft nichts. Gehe der Sache auf den Grund. Dies wird dir langfristig viel mehr bringen als die Esserei. Hole dir dazu am besten aber professionelle Unterstützung.

Wenn du aus Langeweile isst, dann ändere die Umstände. Vielleicht möchtest du dich einer Gruppe, einem Verein oder sonstigen Aktivitäten anschließen. Möglichkeiten gibt es viele. Werde aktiv.

Meine Erkenntnisse

Egal, um welche emotionale Abhängigkeit es sich handelt: Hole dir Unterstützung. Im Bereich Partnerschaft eher einen Psychotherapeuten oder einen Sozialpädagogen. Im Ernährungsbereich eher eine Ernährungstherapeutin mit entsprechenden Fachfortbildungen – so wie ich beispielsweise. ☺️

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Zu diesem Blogartikel wurde ich übrigens durch die Bloparade „Emotionale Abhängigkeit“ von Petra Ahrweiler inspiriert. Mehr Infos dazu findest du hier.

Wenn dieser Artikel für dich hilfreich ist, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen. ☺️

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Bildnachweis: eigene Bilder

2 Gedanken zu „Emotionale Abhängigkeit“

  1. Liebe Silvia,
    die Artikel, welche zum Thema meiner Blogparade „emotionale Abhängigkeit lösen“ verfasst wurden, haben sich alle um die Abhängigkeit von anderen Menschen befasst. Wie schön, dass du meine Blogparade mit einem ganz anderen Schwerpunkt – dem Essen – bereichert hast. Dadurch wurden für mich interessante Parallelen zur Abhängigkeit in der Partnerschaft besonders deutlich, da du beide Bereiche in einem Artikel gemeinsam beschrieben hast. Herzlichen Dank dafür!
    Viele Grüße
    Petra

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